Wir möchten einen eigenen JRE-Wein
Die Jeunes Restaurateurs erwarten gespannt ihren Sauvignon blanc. Er wächst am Bielersee bei Krebs&Steiner.
Source: Gault Millau CH
BESUCH IM REBBERG.
Daniel Lehmann ist im Emmental zuhause, er führt dort das Hotel Moosegg mit Restaurant an schönster Aussichtslage. Doch er denkt über die heimatlichen Höger hinaus und amtet auch als internationaler Präsident der Jeunes Restaurateurs d’Europe. Die Vereinigung wird 2024 in Paris ihr 50-jähriges Bestehen feiern, «leider ein Jahr zu früh für unseren Schweizer JRE-Wein», lacht er. Dieser muss noch ein wenig heranwachsen; die vor kurzem gepflanzten Rebschösslinge werden erst 2024 erstmals genügend Trauben tragen. Dass daraus ein süffiger, fruchtiger, guter Sauvignon blanc entstehen wird, davon sind die Schweizer Mitglieder der Jeunes Restaurateurs seit dieser Woche überzeugt. Da besuchten sie «ihre» Reben in Schernelz hoch über dem Bielersee. Sie stapften durch die Reihen der Reblage Wouchettes, liessen sich von Winzer Andreas Krebs das Schneiden und Aufbinden der Schösslinge zeigen und verkosteten mehrere Jahrgänge des Sauvignon blancs von Sabine Steiner und Andreas Krebs (grosses Bild oben).
GROSSES REIFEPOTENZIAL.
Bei diesem renommierten Winzerpaar - sie zählen zu den von GaultMillau auserwählten 150 Besten Schweizer Winzern - stiess Daniel Lehmann mit seiner Idee eines eigenen Schweizer-JRE-Weins auf offene Ohren. «Wir hatten Glück, sie planten gerade eine Neupflanzung», sagt er. Die Lage Les Wouchettes ist ideal situiert zwischen Bielersee und Jurahöhen, der kalksteinreiche Boden ist wie geschaffen für die ursprünglich französische Rebsorte Sauvignon blanc, die sich in der Dreiseenregion heimisch fühlt und bestens entwickelt. Von den 2000 Quadratmetern sind rund 2000 Flaschen zu erwarten, «man rechnet etwa mit einem Ertrag von einem Kilo Trauben pro Quadratmeter», erläuterte Andy Krebs den aufmerksam lauschenden JRE-Köchen und -Gastgeberinnen. Zurzeit zählt die Vereinigung in der Schweiz 38 aktive Mitglieder sowie zahlreiche Membres d’Honneur, welche die magische Altersgrenze von 50 überschritten haben. Sie alle werden sich um diese 2000 Flaschen reissen, wenn der 2024er abgefüllt, mit einem eigens kreierten Etikett versehen und trinkbereit sein wird. Apropos trinkbereit: Die Kostproben einiger älteren Jahrgänge zurück bis 2009 bewiesen, dass der Sauvignon blanc aus Schernelz ein grosses Reifepotenzial aufweist und gern noch einige Jährchen lagern darf.
GESELLIGKEIT UND TREBERWURST.
Die teilweise mit ihren Partnern und Partnerinnen an den Bielersee angereisten Köchinnen und Köche genossen das Treffen auf dem Weingut sichtlich. «Das Motto für heute lautet Aktiv, Degustativ, Gemütlich», hiess es seitens Sabine Steiner und Andreas Krebs bei der Begrüssung. Zuerst durften alle eigenhändig einen Rebschössling für Zuhause eintopfen, dann schaute man sich den Rebberg an und liess sich die dortigen Arbeiten erklären. Zurück im Weingut mit wunderbarem Blick auf Reben und See war zuerst ein Wettbewerb zu lösen: Beim Erschnuppern von Aromen und dem Bestimmen von Jahrgängen brillierte Björn Inniger vom Alpenblick in Adelboden. Gemütlich und gesellig wurde es bei Treberwurst, Kartoffelgratin und Lauchgemüse, der regionalen Spezialität, die im Dampf des gebrannten Tresters gart und im Winter von zahlreichen Winzern am Bielersee serviert wird. «Unsere erste Treberwurst, das kannten wir nicht. Aber sie ist gut», bekannten Maryline und Loïc Nozahic vom Restaurant La Table de Mary bei Yverdon, das für seine Fischgerichte und Meeresfrüchte bekannt ist. «Wir kennen und schätzen diese Spezialität», erklärten dagegen die Appenzeller Silvia und Thomas Manser von der Truube Gais. Zufrieden und entspannt wirkten auch Schweiz-Präsident Martin Thommen, sein Vize Denis Schmitt sowie Rolf und Manuela Fuchs (Panorama Steffisburg), Patrick Germann und Fransziska Ilg (Bären Schwarzenburg) und Cynthia Lauper und Marc J. Engel vom benachbarten «Trois Amis».
Photos by: Monika Flückiger